Heilige Messe im überlieferten Ritus

Was ist die Alte Messe bzw. die Tridentinische Messe?

Als „alte Messe“ („vetus ordo“) bzw. „außerordentlicher Ritus“ wird gemeinhin die klassische Form der römischen Liturgie bezeichnet, die bereits auf Papst Gregor den Großen (590–604) zurückgeht und die durch das Konzil von Trient (1545–1563) geordnet wurde, weshalb sie heute auch vielfach als „tridentinisch“ bezeichnet wird. Diese überlieferte Liturgie prägte mit ihrem großen Reichtum über Jahrhunderte hinweg die gesamte abendländische Kultur und bildet auch die Basis für den nachkonziliaren neuen Ritus.


Was ist anders im Vergleich zum Neuen Ritus?

Alte Messe / Tridentinische Messe / klassisch-römischer Ritus
Levitiertes Hochamt
Beide Formen unterscheiden sich dadurch, dass die klassische Form des römischen Ritus deutlich reicher an liturgischen Zeichen und Elementen ist. Nicht umsonst hat Papst Benedikt XVI. diese Messform in seinem Motu Propio Summorum Pontificum als „außerordentlichen Ritus“ tituliert. Im Unterschied zur ordentlichen Form enthält die „alte Messe“ zusätzliche Elemente wie u.a. Taufgedächtnis (Asperges bzw. Vidi aquam), Stufengebet / Staffelgebet (bestehend hauptsächlich aus Psalm 43 („Iudica me“)) zu Beginn der Messfeier, längeres bzw. zusätzliches (Kommunion-) Confiteor (Schuldbekenntnis), längeres Kyrieeleison (Kyrie wird sechsmal gesprochen), dreimaliges „Herr ich bin nicht würdig…“ sowie das gleichbleibende Schlußevangelium (Prolog aus dem Johannes-Evangelium) am Ende der heiligen Messe.

Im Vergleich zum Neuen Ritus (Novus Ordo) fällt vor allem sofort auf, dass die Gebetsrichtung eine andere ist: So feiert der Priester den Gottesdienst mit den anwesenden Gläubigen ad orientem, also dem kommenden Christus entgegen. Ungewohnt sind für Neulinge sicherlich auch die Stille während des Kanons (Hochgebet), den der Priester leise betet sowie die ausschließliche Spendung der Kommunion in Form der Mundkommunion. Ebenfalls ist die gleichbleibende Leseordnung ohne verschiedene Lesejahre eine Andere. Dadurch prägen sich die Abschnitte aus der Heiligen Schrift viel eher in das Herz der Mitfeiernden der heiligen Messe ein. Gewöhnungsbedürftig ist für Messbesucher, die bislang nur mit der neuen Messe vertraut sind, sicherlich auch die andere Bezeichnung der beiden Hauptteile im Aufbau des Gottesdienstes: Während sich die neue Messe aus Wortgottesdienst und Eucharistiefeier zusammensetzt, heißen die beiden Hauptteile im klassischen römischen Ritus Vormesse und Opferung. Auch gibt es in der überlieferten Liturgie keine Fürbitten (außer die großen Fürbitten am Karfreitag). Als Hochgebet wird immer nur der Römische Kanon verwendet, der zwar auch in der forma ordinaria als erstes Hochgebet bekannt ist, jedoch auch einige zusätzliche Texte im Vergleich zur Variante im Neuen Ritus enthält (u.a. das Gebet „Suscipe, Sancta Trinitas“). Ebenso sind die Gebete zum Offertorium und zum Lavabo (Händewaschung) umfangreicher. Schließlich fällt auf, dass der Gottesdienst fast ausschließlich in lateinischer Sprache gefeiert wird, was aber auch im neuen Ritus so sein könnte.

Papst Benedikt XVI. über den klassischen römischen Ritus:

„Dieses geheimnisvolle Gewebe von Text und Handlungen war in Jahrhunderten aus dem Glauben der Kirche gewachsen. Es trug die Fracht der ganzen Geschichte in sich und war doch zugleich viel mehr als Produkt menschlicher Geschichte. Jedes Jahrhundert hatte seine Spuren eingetragen.“


Wie hat sich der klassisch-römische Ritus historisch entwickelt?

Messopfer / Heilige Wandlung / Altar mit Kerze
Darbringung des Messopfers
Als „Alte Messe“ wird in der römisch-katholischen Kirche gemeinhin die überlieferte Form der Messfeier bezeichnet, wie sie bis zur Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil offiziell gefeiert wurde. Sie wird auch „klassisch-römischer Ritus“ oder „Tridentinische Messe“ genannt, weil der Ritus zuletzt durch das Konzil von Trient (1545–1563) bestätigt wurde. Eigentlich ist der überlieferte Ritus aber deutlich älter (etwa 1500 Jahre alt) und geht schon in ähnlicher Form auf die Zeit von Papst Gregor des Großen (590–604) zurück. Im Laufe der Jahre hat der Ritus immer wieder kleinere Veränderungen erfahren und wurde dann auf dem Trienter Konzil in ein einheitliches Messbuch (Missale Romanum des Jahres 1570) übertragen.
Zur Feier der heiligen Messe in dieser Form werden heute in der Regel die letzten Fassungen aus den Jahren 1958 und 1962 gebraucht, welche zwar die liturgischen Erneuerungen durch die Päpste Pius XII. (betrifft die Neuordnung der Liturgie der Osternacht und der Karwoche) sowie Johannes XXIII. (u.a. Neufassung der gesamten Zelebrationsvorschriften) einschließt, dafür aber die Liturgiereform unter Papst Paul VI. (bezeichnet jetzt die „ordentliche Form“ der hl. Messe) aus dem Jahre 1967 nicht mitvollzieht. Seit dem am 7. Juli 2007 erschienenen Motu Proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. wird der klassische römische Ritus zur Feier der Heiligen Messe als außerordentliche Form („forma extraordinaria“) bezeichnet. Weiter sagt Papst Benedikt XVI. in diesem Schreiben:

„Es ist nicht angebracht, von diesen beiden Fassungen des Römischen Messbuchs als von ‚zwei Riten‘ zu sprechen. Es handelt sich vielmehr um einen zweifachen Usus ein und desselben Ritus.“

Heilige Messe / Messfeier
Heilige Messe
In den letzten Jahren hat diese Art der Messfeier eine bewegte Geschichte durchlebt. Im Zuge der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“, die auf dem II. Vatikanischen Konzil verabschiedet wurde, kam es zu etlichen Veränderungen innerhalb der katholischen Liturgie, die nicht mehr in Kontinuität zur bestehenden Messfeier standen. Diese flossen in einen neuen Ritus ein, der im Jahre 1969, also knapp 400 Jahre nach der Veröffentlichung des „Missale Romanum“ von 1570 im Anschluss an das Konzil von Trient, durch Papst Paul VI. umgesetzt wurde. Im Zuge dieser Neuschaffung wurde die Feier nach dem Missale Romanum von 1570 durch Papst Paul VI. de facto verboten, obwohl es de jure eigentlich nicht möglich war einen Ritus zu verbieten. Aber Papst Johannes Paul II. erließ im Jahre 1984 ein Indult, das den Bischöfen die Möglichkeit eröffnete, ihren Priestern die Feier der heiligen Messe in der vorkonziliaren Form zu gestatten.

In Folge des Konflikts mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. (unerlaubte Bischofsweihen durch Erzbischof Marcel Lefebvre) verfügte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1988 das Motu Proprio „Ecclesia Dei Adflicta“, was eine Sicherstellung der Wünsche der mit der Tradition verbundenen Gläubigen gewährleisten sollte. Dabei forderte der Papst, dass die im Schreiben „Quattuor abhinc annos“ herausgegebenen Richtlinien zum Gebrauch des Römischen Messbuchs von 1962 weit und großzügig anzuwenden seien. Zusätzlich wurde die päpstliche Kommission Ecclesia Dei ins Leben gerufen, die sich künftig um die Belange jener traditionell ausgerichteten Gruppen und Gläubigen kümmern sollte.
Am 7. Juli 2007 erließ Papst Benedikt XVI. schließlich das Motu Proprio Summorum Pontificum, durch das er die Form zur Feier der heiligen Messe und die Sakramentenspendung nach dem tridentinischen Missale wieder für die ganze Kirche allgemein freigegeben und als sogenannte außerordentliche Form („usus antiquior“) definiert hat.


Video zum klassisch-römischen Ritus

Der folgende Film ist ein Ausschnitt aus dem Pontifikalamt in der überlieferten römischen Liturgie im Dom St. Ludgerus zu Billerbeck, das dort am 06. Mai 2017 im Rahmen der Hauptvollversammlung der Laienvereinigung Pro Missa Tridentina gefeiert wurde. Zelebrant war S. E. Erzbischof Guido Pozzo (Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei).

Auf YouTube abspielen
Durch Klick auf den Play-Button öffnet sich ein neuer Tab mit YouTube. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Das Video wurde von 2SPetrvs produziert. Vergelt’s Gott!

Zahlreiche weitere Videos zur heiligen Messe im außerordentlichen Ritus finden sich ebenfalls auf YouTube.

Hinweis! Eine Übersicht aller weiteren Messorte/-termine für den außerordentlichen Ritus im deutschsprachigen Raum sowie in anderen Ländern finden Sie unter Pro Missa Tridentina – Heilige Messen.

Quellen:

  • Benedikt XVI.: Apostolisches Schreiben Motu Proprio Summorum Pontificum, 7. Juli 2007 (VApS 178, 4-19).
  • Gerhards, Albert: Zur Einführung, In: Gerhards, Albert (Hg.): Ein Ritus – Zwei Formen. Die Richtlinie Papst Benedikts XVI zur Liturgie; Freiburg im Breisgau 2008, 7-9.
  • Mosebach, Martin: Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihre Feinde; Wien 2002.
  • Ramm, Martin: Zum Altare Gottes will ich treten. Die Messe in ihren Riten erklärt; Thalwil 2005.
  • Ratzinger, Joseph : Aus meinem Leben, DVA 1997, 23.
  • Schneider, Michael: Zur Beurteilung der Liturgiereform und der Tridentinischen Messe im theologischen Werk Joseph Ratzingers . Rev. 2018-04-10.
  • Spaemann, Robert: Die Präsenz des klassischen römischen Ritus in der Katholischen Kirche. Ihre Bedeutung und ihre Zukunft, In: Muschalek, Georg (Hg.): Der Widerstand gegen die Alte Messe; Overath 2007, 13-48.